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22.04.2009

Prävention und Therapie von Cannabisabhängigkeit

Projekt der Uniklinik Köln informiert/geht an Schulen

Cannabis ist die am häufigsten konsumierte illegale Droge in Deutschland. Besonders erschreckend ist der Konsum von Jugendlichen: So hatten 30 Prozent der Schülerinnen und Schüler der 9. und 10. Klasse 2007 Erfahrung mit Cannabis. Dass Cannabis ein Risiko für die eigene Gesundheit darstellt und unter anderem
Psychosen verursachen kann, wissen wenige. Auswertungen der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) von 2007 zeigen, dass die Zahl der Cannabiskonsumenten rückläufig ist. Dennoch bleibt die Zahl der regelmäßigen Cannabiskonsumenten mit etwa 4-5 Prozent aller Cannabis-Erfahrenen gleich bleibend hoch. Experten gehen davon aus, dass in Deutschland insgesamt etwa 600.000 Personen zwischen 18 und 64 Jahren Cannabis entweder missbrauchen (380.000) oder von Cannabis abhängig sind (220.000).

Immer noch gilt Cannabis bei vielen Schülerinnen und Schülern und teils auch bei Eltern als eher harmlose, nicht süchtig machende Rauschdroge. Ein Eindruck, der durch Forderungen nach Legalisierung von Cannabis noch unterstützt wird. Parallel dazu liegen immer mehr Forschungsbefunde zu massiven, teils irreversiblen Folgeschäden durch Cannabismissbrauch vor. So haben verschiedene Studien für Cannabiskonsumenten ein
erhöhtes Risiko nachgewiesen, eine Psychose zu entwickeln. Eine Aufklärung über dieses Risiko der psychiatrischen Erkrankung ist also dringend nötig. Daher bietet das Früherkennungs- und Therapiezentrum für psychische Krisen an der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Uniklinik Köln (FETZ; www.fetz.org) mit Förderung durch den Kölner Verein für Seelische Gesundheit, e.V., KVsG (www.kvsg.de), seit drei Jahren
Informationsveranstaltungen über die mit dem Cannabiskonsum verbundenen Risiken und deren Grundlagen vor Ort an Schulen in der Kölner Region an. Im Zentrum stehen hierbei die Aspekt der Prävention einer psychiatrischen Erkrankung im Zusammenhang mit einem möglichen Missbrauch von Cannabis sowie die Wirkmechanismen des Cannabis.

Schülerinnen und Schüler, die bereits einen problematischen Cannabiskonsum aufweisen, können zudem an einem Kurzzeit-Programm zum „Einstieg in den Ausstieg" teilnehmen. Diese Gruppe wird seit 2005 regelmäßig angeboten und erfreut sich wachsenden Zulaufes. Zentraler Punkt bei diesem „Einstieg in den Ausstieg" ist es, die Abstinenzmotivation, also den Willen, die Drogen nicht mehr zu konsumieren, zu stärken. Dies geschieht durch eine umfassende Aufklärung über die mit dem Cannabiskonsum verbundenen gesundheitlichen Risiken. Im weiteren Verlauf des Programms wird das Hauptgewicht auf die Verhaltensänderung und die Entwicklung alternativer Bewältigungsstrategien gelegt.

So sollen die Betroffenen auch im Alltag zurechtkommen, damit eine langfristige Verhaltensänderung erreicht werden kann. Das Programm besteht aus insgesamt fünf Sitzungen von jeweils 90 Minuten. Es ist so konzipiert, dass ein fließender Übergang in eine möglicherweise anschließende einzeltherapeutische Behandlung ermöglicht wird. Eine erste Evaluation des Programms konnte bereits einen deutlich positiven Effekt auf die Abstinenz von Cannabis nachweisen. Bei 40 Teilnehmern mit täglichem oder wöchentlich mindestens fünftägigem Konsum ließ sich nach Abschluss des Gruppenprogramms eine 72 prozentige signifikante Konsumreduktion erzielen, wobei 18 Prozent ihren Konsum sogar gänzlich einstellten.

Über das FETZ:
Das FETZ wurde 1997 von Professor Joachim Klosterkötter als erstes deutsches Zentrum zur Früherkennung und Frühintervention bei Psychosen gegründet und bietet Beratung, Behandlung und begleitende Hilfen für
Menschen mit einer beginnenden Psychose. Das Team setzt sich aus Medizinern und Psychologen zusammen. Bei Jugendlichen unter 18 Jahren erfolgt eine enge Zusammenarbeit mit der Klinik für Psychiatrie und
Psychotherapie des Kindes- und Jugendalters. Hierbei ist das ursprüngliche Hauptanliegen, Menschen, die ein erhöhtes Risiko zeigen, eine psychotische Störung zu entwickeln, frühzeitig ein adäquates Hilfsangebot
zu unterbreiten, um ein Fortschreiten der Erkrankung und negative soziale Folgen zu vermeiden.

Das FETZ hat sich folgende Ziele gesetzt:

  • rechtzeitiges Erkennen der Frühwarnzeichen einer psychotischen Störung
  • Verhinderung des Ausbruchs einer ersten psychotischen Episode
  • Verminderung und Behandlung begleitender Beschwerden wie Depressionen oder soziale Ängste
  • Vermeidung von Einbrüchen in der persönlichen Entwicklung
  • Unterstützung von Betroffenen und Angehörigen bei der Bewältigung von Problemen
  • Aufklärung von Professionellen und Allgemeinbevölkerung über dieErkrankung,
    ihre Frühwarnzeichen und ihre Behandlungsmöglichkeiten

Für Rückfragen:
Dipl.Psychologin Meike Neumann
Psychiatrie
Telefon: 0221 478-87164
E-Mail: meike.neumann@uk-koeln.de
Sina Vogt
Leiterin Stabsabteilung Kommunikation
Uniklinik Köln
Telefon: 0221 478- 5548
E-Mail: pressestelle@uk-koeln.de