Gruppentherapeutische Angebote

In unserer Klinik nehmen gruppentherapeutische Angebote einen wichtigen Stellenwert in der Behandlung ein. Sowohl die störungsübergreifenden als auch spezifischen Gruppenangebote sind bestens evaluierte, moderne Verfahren, deren Indikation nach der individuellen Symptomatik des Patienten gestellt wird.

Genussguppe

Die Grundlage der Genussgruppe ist die Euthyme Therapie nach Lutz und Koppenhöfer (1983).

Ziel ist die Steigerung positiven Erlebens durch gezielte Schulung und Sensibilisierung der Sinneswahrnehmung in den Bereichen Schmecken, Riechen, Sehen, Hören und Tasten sowie eine „Entschleunigung“ der Wahrnehmung und des Handelns im Alltag. Diese Aspekte gelten ebenso wie jedes Verhalten als erlernbar. Im Rahmen der „Kleinen Schule des Genießens“ werden stufenweise Ressourcen angesprochen, die in jedem Menschen ruhen, in manchen Fällen aber noch nicht häufig für das Erleben von Wohlbefinden genutzt werden. Die Teilnehmer sollen sich im Verlauf darüber bewusst werden, dass Genuss alltäglich verfügbar ist und ermöglicht, das eigene Befinden positiv zu beeinflussen, die Stimmung zu heben sowie Motivation und Aktivität zu steigern. Insofern kann Genuss helfen, depressive Stimmung zu überwinden und ein positives Selbstkonzept zu entwickeln.

Stressbewältungstraining

Grundlage des Stressbewältigungstrainings ist die Rational-Emotive Therapie als Gruppentraining gegen Stress nach Schelp, Maluck, Gravemeier und Meusling (1990). Grundannahme dieses Ansatzes ist, dass nicht in erster Linie die tatsächlichen Ereignisse bedingen, wie wir uns fühlen und wie wir handeln, sondern insbesondere die mit diesem Ereignis einhergehenden individuellen Ansichten, Einstellungen, Bewertungen und inneren Gespräche. Ein und dasselbe Ereignis, zum Beispiel eine bevorstehende Prüfung, bringt den einen nicht aus der Ruhe, während der andere sehr gestresst reagiert – eine mögliche Ursache für diesen Unterschied kann beispielsweise das persönliche Anspruchsniveau sein, das bei der Person, die in Stress gerät, möglicherweise perfektionistisch ausgeprägt ist. 

Die Teilnehmer sollen daher lernen, ungünstige, d.h. hinderliche oder schädigende Einstellungen zu erkennen und zu verändern. Durch die bewusste Auseinandersetzung mit eigenen Denkweisen soll eine rationalere Lebenseinstellung erreicht werden, also eine, die sich eher an objektiven Gegebenheiten als an subjektiven Annahmen orientiert und dem Wohlbefinden zuträglich ist. Die Veränderung der irrationalen Denkmuster erfolgt mit Hilfe eines breit gefächerten Methodeninventars von kognitiven, emotionsbezogenen und verhaltensorientierten Strategien. Das Therapieprogramm ist nach dem Bausteinprinzip konzipiert, so dass unterschiedliche Schwerpunktsetzungen in Anpassung an die Bedürfnisse und Erwartungen der jeweiligen Trainingsteilnehmer möglich sind.

Progressive Muskelentspannung / Progressive Muskelrelaxation

Auf Basis der Progressiven Muskelrelaxation (PMR) nach Jacobson (1987) wird in acht Sitzungen ein äußerst gut etabliertes universelles Entspannungsprogramm erlernt. Grundlage der PMR ist ein Wechsel von Anspannung und Entspannung verschiedener Muskelgruppen, der den Teilnehmern hilft, verschiedene Spannungszustände deutlicher unterscheiden zu lernen. Damit einher geht ein allgemeines Gefühl der Entspannung. Insbesondere bei regelmäßiger Übung über einen längeren Zeitraum stellt sich eine angenehme Verminderung der Anspannung der Muskulatur ein, bei sehr regelmäßiger Anwendung oftmals auch wie bei anderen Entspannungsverfahren eine Erweiterung der Hautgefäße mit Wärmegefühl, eine Verlangsamung und größere Gleichmäßigkeit von Atmung und Herzschlag und eine psychische und körperliche Gelöstheit und Entspannung. Das tragende Prinzip ist dabei das gegenläufige Erleben: Wird eine Muskelpartie kräftig angespannt, kann die anschließende Entspannung viel deutlicher wahrgenommen werden. Die Progressive Muskelentspannung stellt eine einfache, sehr direkte körperbezogene Form dar, Entspannung zu erlernen, wie sie bei einer Vielzahl von psychischen Problemen hilfreich und unterstützend sein kann.

Soziales Kompetenztraining

Basierend auf dem Gruppentraining Sozialer Kompetenzen nach Hinsch und Pfingsten (2007) werden Verhaltensweisen eingeübt, die als zentral für den Erwerb und die gegenseitig befriedigende Aufrechterhaltung sozialer Kontakte und Interaktionen gelten. Als besonders relevant werden hier Verhaltensweisen angesehen, die es uns ermöglichen, eigene Rechte durchzusetzen, Bedürfnisse zu äußern und um Sympathie zu werben. Die entsprechenden Verhaltensweisen werden unter dem Begriff „Soziale Kompetenzen“ zusammengefasst. Da die positive Gestaltung zwischenmenschlicher Beziehungen sowohl im privaten als auch im beruflichen Bereich als wichtige Determinante emotionalen Wohlbefindens und als einer der am meisten stabilisierenden Faktoren in Zeiten psychischer Belastung gilt, ist der Auf- und Ausbau sozialer Kompetenzen bei unterschiedlichsten psychischen Problemen von Bedeutung.

Ein zentrales Element des Sozialen Kompetenztrainings ist das Rollenspiel, das im Sinne konkreter Verhaltensübungen ermöglichen soll, bestimmte bisher unbekannte oder vermiedene Verhaltensweisen zunächst im sicheren Umfeld der Gruppe zu erproben, mit Hilfe gezielter Rückmeldungen zu verfeinern und das Erlernte schließlich im eigenen Alltag anzuwenden.

Training Emotionaler Kompetenzen

Orientiert am Manual zum Training Emotionaler Kompetenzen (TEK) von Berking (2007) werden auf Basis neurobiologischer Befunde Wissen und Verhaltensstrategien zum Umgang mit negativen Gefühlen wie Stress, Ärger, Unzufriedenheit oder Erschöpfung vermittelt. Übergeordnetes Ziel ist die Aneignung eines konstruktiven und angemessenen Umgangs mit schwierigen Emotionen bei gleichzeitiger Akzeptanz dieser Gefühlsqualitäten als Teil des Lebens.

Kern des Programms ist die Vermittlung und Einübung von sieben Basiskompetenzen, die sich empirisch als besonders bedeutsam für die psychische Gesundheit in der Konfrontation mit Stressoren erwiesen haben. Dies sind Muskel- und Atementspannung zur Reduktion der körperlichen Stressreaktion, einhergehend mit Erleben von Kontrolle über die Situation; Bewertungsfreies Wahrnehmen zur besseren Orientierung in der Situation; Akzeptieren und Tolerieren negativer Gefühle als wichtige Signale; Effektive Selbstunterstützung im Sinne einer wohlwollenden und mitfühlenden Haltung der eigenen Person gegenüber; Analysieren der Situation und der Veränderungsmöglichkeiten sowie Aktive Veränderung emotionaler Reaktionen in die gewünschte Richtung. Idealerweise sollte ein sequenzielles Anwenden der genannten Kompetenzen, schließlich auch in alltäglichen Belastungssituationen, möglich werden.

Dialektisch-behaviorale Therapie (DBT) - Fertigkeitentraining

Im Rahmen der dialektisch-behavioralen Therapie der Borderline-Persönlichkeitsstörung nach Linehan (1996) ist neben einer ambulanten Einzelpsychotherapie die zeitgleiche Teilnahme am Fertigkeitentraining in der Gruppe vorgesehen. Die Gruppe findet ebenfalls ambulant statt und ist wie ein Workshop konzipiert. Das heißt, dass der Schwerpunkt auf dem Erlernen spezifischer Fertigkeiten liegt, die dann in der Einzeltherapie in die individuellen Verhaltens- und Problemanalysen integriert und konsequent im Alltag etabliert werden. Die Fertigkeiten zielen darauf ab, Spannungszustände und interaktionelle Probleme angemessen zu bewältigen, um bisheriges, schädigendes oder dysfunktionales, nicht-zielführendes Verhalten reduzieren zu können.

Die Fertigkeiten werden vier Bereichen zugeordnet, die die Module des Trainings bilden (Innere Achtsamkeit, Umgang mit Gefühlen, Zwischenmenschliche Beziehungen, Stresstoleranz). Im Modul ‚Innere Achtsamkeit’ wird in Anlehnung an Prinzipien des Zen-Buddhismus gelernt, Ereignisse nicht-wertend wahrzunehmen und zu beschreiben und Handlungen bewusst teilnehmend auszuführen, um die Bewusstheit im Alltag und Steuerungsmöglichkeiten über sich selbst zu steigern. Die ‚Zwischenmenschlichen Fertigkeiten’ zielen darauf ab, zur Initiierung und Pflege von Beziehungen zu befähigen. Besonders die Balance aus Selbstachtung sowie Durchsetzung eigener Wünsche, Ziele und Meinungen und dem Respekt vor dem Gegenüber und dessen Bedürfnissen wird im Sinne der Stabilisierung von Beziehungen fokussiert. Das Modul ‚Umgang mit Gefühlen’ dient dem Aufbau von Kenntnissen über die Funktion von Gefühlen im Allgemeinen, der Fähigkeit eigene Gefühl wahrzunehmen, zu benennen, auszudrücken und in ihrer Bedeutung für das eigene Handeln zu verstehen. Die Fertigkeiten sollen ermöglichen, eigene Gefühle zu akzeptieren und in sie zu vertrauen, angenehme Gefühle vermehrt zu erleben, emotionale Verwundbarkeit zu reduzieren und emotionales Leiden loslassen zu können. Bei der ‚Stresstoleranz’ geht es zunächst um die Entwicklung von Akzeptanz, in manchen Momenten im Stress zu sein, dann um die Entwicklung von Techniken, Stress und Krisen auszuhalten und zu bewältigen und Spannung auf nicht-schädigende Weise zu reduzieren. Die Einrichtung eines individuellen „Notfallkoffers“ mit individuellen Hilfsmitteln zur Umsetzung der Stresstoleranz-Fertigkeiten dient ebenso wie das Mitsichführen von Memokarten, auf denen die hilfreichsten Fertigkeiten festgehalten sind, der längerfristigen Stabilisierung.

Psychoedukationsgruppe bei psychotischen Störungen

Die psychoedukative Gruppe bei psychotischen Störungen wird in Anlehnung an das Behandlungskonzept Psychosen aus dem schizophrenen Formenkreis nach Bäuml (1994) durchgeführt. Vorrangiges Ziel ist die Informationsvermittlung bzgl. des Störungsbildes, seiner möglicher Ursachen, Risiko- und Schutzfaktoren und seines Verlaufs. Außerdem werden individuelle Krankheits- und Frühwarnsymptome herausgearbeitet. Einen weiteren besonderen Schwerpunkt bildet die Information über pharmakologische sowie psychotherapeutische Behandlungsmöglichkeiten.

Ziel der Wissensvermittlung ist es, Verunsicherung und Angst zu reduzieren, die mit der Diagnose einer psychotischen Störung einhergehen können und ein dem heutigen Kenntnisstand entsprechendes, angemessenes Krankheitsverständnis aufzubauen. Der Patient soll zum Experten der eigenen Erkrankung werden, um verantwortungsbewusst und selbstbestimmt mit ihr umgehen und seine Lebensqualität bestmöglich erhalten zu können.

Psychoedukation bei depressiven Störungen

In der psychoedukativen Depressionsgruppe werden betroffene Patienten in Anlehnung an das kognitiv-verhaltenstherapeutische Gruppenprogramm nach Hautzinger (2003) vertiefend über ihre Erkrankung aufgeklärt. Die Aufklärung beinhaltet Wissensvermittlung über Symptome und diagnostische Kriterien einer depressiven Störung, über mögliche ursächliche Faktoren, Behandlungsmöglichkeiten und Rezidivprophylaxe. Primäres Ziel ist es, Vorurteilen bezüglich depressiver Erkrankungen und deren Behandlung entgegenzuwirken und die aktive Mitarbeit der Betroffenen an Genesungsprozess und Rückfallprophylaxe zu fördern. Darüber hinaus bietet die Gruppe die Möglichkeit, persönliche Erfahrungen im Zusammenhang mit der Erkrankung mit anderen Betroffenen auszutauschen.

Auf Basis der vermittelten Informationen werden fakultativ Verhaltensstrategien mit protektiver Wirkung vermittelt und schrittweise realisiert, um eine Steigerung angenehmer Aktivitäten und positiver sozialer Interaktionen zu erzielen. Zudem werden depressogene Wahrnehmungs- und Bewertungsmuster vorgestellt, reflektiert und auf mögliche Veränderungsansätze hin geprüft, um eine Entwicklung realistischer und gleichsam salutogener Denkweisen anzustoßen.

Motivationsgruppe bei Suchterkrankungen

Diese Gruppe findet auf den geschützten Akutstationen statt, und ist durch zwei Mal wöchentlich stattfindende Sitzungen während einer 14-tägigen Entgiftungsbehandlung vollständig wahrnehmbar.

Die Gruppe richtet sich an Menschen mit einer Suchtmittel-Abhängigkeit, wobei der Schwerpunkt auf der Alkoholabhängigkeit liegt.

Vorrangiges Ziel der Motivationsgruppe ist es, ein Forum zu bieten, in dem persönliche Erfahrungen im Zusammenhang mit der Erkrankung mit anderen Betroffenen ausgetauscht werden können. Darüber hinaus werden im Sinne einer Aufklärung grundlegende Informationen über Abhängigkeitssyndrome, ihre Entstehung sowie ihre negativen Folgen vermittelt. Die persönlichen Erfahrungen können dann in der Gruppe vor dem Hintergrund des Störungswissens reflektiert werden. Die Erarbeitung zentraler Elemente einer Rückfallprophylaxe sowie die Entwicklung individueller Krisenpläne ist gleichsam Bestandteil des Gruppenkonzepts. Das übergeordnete Ziel der Motivation der Teilnehmer, im Anschluss an ihre Entgiftung in der Akutpsychiatrie eine Langzeitentwöhnung in Anspruch zu nehmen, zieht sich durch alle Sitzungen.

Themenzentrierte Gruppen

Themenzentrierte Gruppen bieten den Patienten die Möglichkeit, ohne manualisierte Vorgaben eigene Themen einzubringen. Das Angebot ist an den individuellen Problemen der Patienten orientiert, so dass jeder Teilnehmer die Möglichkeit hat, eigene, persönlich bedeutsame Fragestellungen oder Schwierigkeiten anzusprechen und in der Gruppe zu reflektieren. Mögliche Themenschwerpunkte sind häufig Rückfall und Rückfallprophylaxe, Medikamente und Nebenwirkungen sowie der Umgang mit der Erkrankung nach der Entlassung.

Behandelnde Psychologen und Ärzte haben dabei eher die Funktion von Moderatoren. Neben der inhaltlichen Auseinandersetzung geht es v.a. um den Austausch unter den Patienten und gegenseitige Hilfestellungen. Somit erfahren die Betroffenen zum einen, dass sie mit ihren Schwierigkeiten, Zweifeln, Ängsten und Sorgen nicht alleine sind, zum anderen erleben sie sich selbst als kompetent, indem sie sich gegenseitig stützen, helfen oder beraten.

Interpersonelle Therapie bei depressiven Störungen

In der interpersonellen Psychotherapie (IPT) liegt der Schwerpunkt auf der Bearbeitung depressionsrelevanter zwischenmenschlicher Themen, die den vier IPT-typischen Problembereichen (Einsamkeit/ soziale Defizite, interpersonelle Konflikte, Rollenwechsel, Trauer um Verluste) entstammen.

Die therapeutische Arbeit findet im Hier und Jetzt statt. Dem Patienten soll geholfen werden, neben der emotionalen Bearbeitung der interpersonellen Probleme auch die nötigen sozialen Fertigkeiten zur Bewältigung der Schwierigkeiten zu entwickeln, während gleichzeitig gezielt an der Reduzierung der depressiven Symptomatik gearbeitet wird.

Achtsamkeitstraining

Die Achtsamkeitsgruppe dient der Vermittlung des Verständnisses, was Achtsamkeit ist und bietet auch und vor allem einen Rahmen, Achtsamkeit unter Anleitung zu üben und Erfahrungen zu sammeln.

Kern des Trainings sind Wissensvermittlung, Diskussion, Übung und Erfahrungsaustausch. Durch die Praxis und Übung von Achtsamkeit sollen die Teilnehmer eine offene, annehmende und nicht-bewertende Haltung sowie Aufmerksamkeit und Bewusstheit für den gegenwärtigen Augenblick erlernen.

Metakognitives Training bei psychotischen Störungen

Im Rahmen von acht Trainingseinheiten (Modulen) sowie zwei Zusatzmodulen werden den teilnehmenden Patienten Denkverzerrungen und einseitige Problemlösestile spielerisch vor Augen geführt, die einzeln oder in der Gesamtheit die Entwicklung von falschen Überzeugungen bis hin zum Wahn begünstigen (Freeman, 2007; Moritz & Woodward, 2007).

Die Patienten werden angeleitet, ihr bisheriges Problemlöseverhalten kritisch zu reflektieren, zu verändern und die Inhalte des Trainings im Alltag umzusetzen.